Liestal Augenarzt
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Liestal, früher Liesthal, ist eine politische Gemeinde im Bezirk Liestal des Kantons Basel-Landschaft in der Schweiz.
Liestal ist der Hauptort des Schweizer Kantons Basel-Landschaft sowie des Bezirks Liestal. 17 km südöstlich von Basel gelegen ist sie Sitz kantonaler Behörden, Gerichte und Verwaltungen.
Geographie
Liestal liegt an der Ergolz, welche den Ort von Südosten nach Norden durchfliesst. Linke Zuflüsse in die Ergolz sind auf Liestaler Boden die Frenke, der Orisbach und der Rösernbach.
Von den 1821 ha Stadtbann sind 1077 Hektaren Wald. Der höchste Punkt Liestals liegt auf 614 m.ü.M. (Alti Stell, Aussichtsturm) und der tiefste auf 287 m.ü.M., wo die Ergolz im Niederschönthal den Stadtbann verlässt.
Zu den Nachbargemeinden zählen (von Norden im Uhrzeigersinn) Füllinsdorf, Arisdorf, Hersberg, Lausen, Bubendorf, Seltisberg, Nuglar-St.Pantaleon (Kanton Solothurn) und Frenkendorf.
Bevölkerung
Liestal hatte am 30. April 2007 insgesamt 13362 Einwohner mit folgenden Anteilen:
Ortsbürger: 2477
Schweizer: 7560
Ausländer: 3325
Das ergibt einen Ausländeranteil von rund 25 %.
Wohnbevölkerung:
Jahr Nummer
1900 5'403
1950 8'449
1980 12'158
1990 12'853
2000 12'930
aktuell 13'417
Religion
Kirchturm der StadtkircheTabelle der Konfessionszugehörigkeit in Prozent 2007:
evangelisch-reformiert 40,4
römisch-katholisch 26,7
christkatholisch 0,3
andere 15,0
konfessionslos 15,5
nicht bekannt 2,1
Politik
Stadtrat
Die Exekutive der Stadt Liestal ist der Stadtrat. Er besteht aus einem/r halbamtlichen Stadtpräsidenten/in und vier nebenamtlichen Mitgliedern. Diese stehen folgenden Bereichen (Ressorts) vor:
- Soziales/Gesundheit/Kultur
- Bildung
- Stadtbauamt
- Zentrale Dienste/Finanzen
- Betriebe
Alle vier Jahre wird der Stadtrat durch das Stimmvolk neu gewählt.
Einwohnerrat
In Liestal ersetzt der Einwohnerrat als Parlament der Gemeinde die Gemeindeversammlung. Auch dieser wird alle vier Jahre durch das Stimmvolk neu gewählt und besteht aus 40 Mitgliedern. Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem:
Beschlüsse über Gemeindeordnung und die Gemeindereglemente
- Ortsplanung
- Budget
- Finanzplan und Rechnung
- Ausgabenbeschlüsse ab einer bestimmten Höhe
- Oberaufsicht über den Stadtrat
Mit parlamentarischen Vorstössen (Motionen, Postulaten, Interpellationen und Kleinen Anfragen) können die Mitglieder, Fraktionen und Kommissionen des Einwohnerrats eigene Anliegen einbringen.
Der Einwohnerrat besteht momentan aus vier Kommissionen und einer Spezialkommission. Diese dienen zur Vorberatung der Geschäfte, sowie zur Ausübung der Oberaufsicht des Stadtrates. Die vier Kommissionen sind:
- Das Büro (zuständig für die organisatorischen Belange des Rates)
- Die Geschäftsprüfungskommission
- Die Finanzkommission
- Die Bau- und Planungskommission
Zehn mal jährlich tagt der Einwohnerrat im Landratssaal. Die Sitzungen sind öffentlich.
Wappen
Zur Zeit der bischöflichen Herrschaft (1305–1400) erhielt Liestal den Bischofsstab, den es wie das Bistum in roter Farbe führte. Besondere Kennzeichen waren die sieben gotischen „Krabben“ (Tupfen) und der rote Schildrand. Nach der Trennung beider Basel übernahm die Landschaft den roten Stab als Kantonswappen. Um Verwechslungen zu vermeiden, machte man in Liestal ein seit 1407 bekanntes Stadtsiegel 1921 zum offiziellen Stadtwappen: Die untere Hälfte ist rot, die obere silbern. Darauf ein wachsender roter Bischofsstab mit sieben gotischen Krabben. Flagge: weissrot.
Städtepartnerschaften
- Sacramento (Kalifornien)
- Onex (Kanton Genf)
- Waldkirch (Baden-Württemberg)
Wirtschaft
Frontansicht der Giesserei Erzenberg, links im Hintergrund die Kamine der ÖfenDas Wirtschaftsleben von Liestal ist geprägt durch die kantonale Verwaltung sowie durch die zahlreichen kleinen und mittleren Gewerbetreibenden und Unternehmen, die entweder die lokale Nachfrage bedienen oder aber als spezialisierte Zulieferer für grosse Unternehmen des Wirtschaftsraumes Nordwestschweiz produzieren. Als Produktionsstandort für klassische Industriegüter, vor allem Schwer- und Textilindustrie, spielte Liestal in früherer Zeit eine erhebliche Rolle (u.a. Hanro und Tuchfabrik Schild). Erhalten geblieben ist die Giesserei Erzenberg AG, einer der letzten schwerindustriellen Betriebe in der Schweiz. Die im Zentrum Liestals gelegene Brauerei Ziegelhof schloss dagegen 2006 nach 156 Jahren. In jüngerer Zeit haben sich einige Hightech-Unternehmen angesiedelt, so z.B. die Nanosurf AG, die am Mars-Programm Phoenix der NASA beteiligt ist.
Kunst und Kultur
Römerzeit
- Munzach (825 Munciacum), römischer Herrschaftssitz aus der Mitte des 1. Jahrhunderts. Die Grabungen von 1950 bis 1974 förderten einen mit Mosaiken und Heizungen reich ausgestatteten Herrensitz samt Landwirtschaftsbetrieb zutage (zurzeit wenig ansprechend; die Neugestaltung der Ruinenanlage ist in Planung).
- Römische Wasserleitung im Heidenloch und am Oberen Burghaldenweg
- Steinenbrüggli über die Frenke (vermutlich römisch)
Mittelalter
- Erhaltene Teile der Befestigungsanlagen: Das obere Tor (Törli Wahrzeichen), Thomasturm, Reste der Stadtmauer an der Büchelistrasse. Alte Stadtmühle (1422).
- Ehemaliges Korn- und Zeughaus (um 1530 erbaut) seit 1981 Kantonsmuseum mit Ausstellungen zur Naturkunde, zur Archäologie und Volkskunde sowie zur Seidenbandweberei.
- Rathaus (1568): Ratssaal mit Kabinettscheiben (16.–17. Jahrhundert);
- Burgunderschale, silberne, zum Teil vergoldete Schale Karls des Kühnen, die vom Liestaler Wirt Heinrich Strübin in der Schlacht von Nancy (1477) erbeutet wurde;
- Reformierte Stadtkirche (heutige Gestalt aus dem 16./17. Jahrhundert) mit frühgotischer Türe, Standesscheiben und Chorgestühl mit Flachschnitzerei von 1506.
- Ergolzhof Feldmühle
- Olsbergerhof (1571)
18. bis 21. Jahrhundert
- Hofgut Gräubern (1750).
- Kantonales Regierungsgebäude (Spätbarock 1770–79 und 1850) mit Landrats- und Regierungsratssaal.
- Fassadenmalereien des Rathausneubaus von 1937 und Wandgemälde im Lichthof von Otto Plattner;
- Kantonales Gerichtsgebäude, ehemals Gemeindeschulhaus
Palazzo beim Bahnhof, erbaut vom Architekten des Bundeshaus
- Römisch-katholische Kirche (1961).
- Kantonsbibliothek am Emma Herwegh-Platz 4 (renoviert und umgebaut 2005)
Museen und Denkmäler
- Dichtermuseum (Spitteler, Widmann, Herwegh).
- Museum.BL: Kantonsmuseum
- Harmonium-Museum (Grosse und bemerkenswerte Kollektion von über 100 noch spielbaren Harmonium-Instrumenten)
- Denkmäler für Georg Herwegh, Carl Spitteler
- Wehrmannsdenkmal von Jacob Probst[2]
Geschichte
An der Liestal-Hurlistrasse sind, neben einem Fund im Kanton Neuenburg, die ältesten Hinweise für die Anwesenheit der frühneolithischen La Hoguette Kultur in der Schweiz gefunden worden.
Obwohl vermutlich einiges älter, wurde Liestal erstmals 1225 urkundlich erwähnt. Beim oft zitierten Erstbeleg Lihstal von 1189 dürfte es sich nach neueren Erkenntnissen um ein gefälschtes Dokument aus späterer Zeit handeln. Für die Erklärung des Ortsnamens gibt es verschiedene Hypothesen: Liustatio, römischer Wachtposten zum Schutz der Strasse; Lucistabulum, Haus eines römischen Siedlers namens Lucius; Liubherestal, der Besitz eines Alemannen namens Liubirih; Lieschtal, der Ort, wo Liesche (Riedgras) wächst, wie zum Beispiel in der sumpfigen Gegend des späteren Weihers.
Die Gegend von Liestal war schon in vorrömischer Zeit besiedelt. Die römische Villa in Munzach und die römische Wasserleitung, die im Heidenloch und an der oberen Burghalde sichtbar ist, bilden gesamtschweizerisch bedeutende römische Bauwerke. Das Geviert des Kirchhofes geht mit grösster Wahrscheinlichkeit auf ein spätrömisches Kastell aus dem 4. Jahrhundert zurück. Seine Entwicklung verdankt Liestal seiner verkehrsgünstigen und strategisch wichtigen Lage an der Strassengabelung zu den beiden Hauensteinpässen.
Auf Burghalden thront eine erst partiell erforschte ausgedehnte Festungsanlage des 10. Jahrhunderts. Nach der Eröffnung des Gotthardpasses und nach dem Bau der ersten Rheinbrücke im nahen Basel wurde Liestal in der Mitte des 13. Jahrhunderts von den Grafen von Frohburg zur befestigten Stadt und damit zum sicheren Etappenort an der Nord-Süd-Route gemacht. Liestal wurde mit Mauern, Toren und Türmen versehen. Der Markt wurde vom offenen «Altmarkt» in der Nähe des Zusammenflusses von Ergolz und Frenke in die sicherere Stadt verlegt. 1305 verkauften die Grafen von Frohburg die Stadt an den Bischof von Basel. Unter der Herrschaft des Bischofs erlangten die Liestaler weitgehende Selbständigkeit. 1374 verpfändete der Bischof von Basel Liestal mit Waldenburg und Homburg dem Herzog Leopold von Österreich, der sie bald den Grafen von Thierstein überliess. Als diese 1381 das Pfand nicht zurückgeben wollten, nahm Herzog Leopold Liestal ein und verbrannte das Städtchen. Doch schon im selben Jahr löste der Bischof das Pfand wieder ein und gewährte Liestal neue Rechte. 1400 kaufte die aufstrebende Handelsstadt Basel dem Bischof das Städtchen ab. Freiheiten und Vorrechte gingen wieder verloren und konnten erst im Laufe der Zeit wieder zurückerobert werden.
Der freiheitsliebende und wehrhafte Geist Liestals verwickelte die Bewohner des Städtchens immer wieder in kriegerische Auseinandersetzungen. Als Untertanen der Stadt Basel waren die Liestaler 1444 mit ihrem eigenen Banner bei St. Jakob an der Birs dabei, wo sie 23 Mitbürger verloren. 1476 und 1477 kämpften Liestaler in den Burgunderkriegen. Entgegen dem strikten Neutralitätsbefehl der Stadt Basel unterstützten die Liestaler 1499 im Schwabenkrieg die Solothurner und die Eidgenossen. 1501 legte der Schultheiss von Liestal auf dem Basler Marktplatz im Namen seiner Mitbürger und Nachbardörfer den Eid auf den Schweizerbund ab. Es kam immer wieder zu Scharmützeln mit den habsburgischen Rheinfeldern. Liestal rebellierte immer wieder gegen die Bevormundung durch Basel, das seine Vormacht wenn nötig auch mit Gewalt durchsetzte. Unter dem Eindruck des süddeutschen Bauernkrieges erhoben sich Anfang des 16. Jahrhunderts auch die Baselbieter erfolgreich gegen die Stadt Basel.
Liestal erhielt 1525 einen Freiheitsbrief, der unter anderem die Leibeigenschaft aufhob. Wenig später schloss sich Liestal auch der Reformation an. Im 17. Jahrhundert beteiligten sich die Liestaler an der schweizerischen Bauernbewegung und revoltierten wieder gegen die Vorherrschaft Basels. Der Aufstand scheiterte. Liestal wurde 1653 von Basler Truppen besetzt, und drei Liestaler Rädelsführer wurden in Basel enthauptet. Schon drei Jahre später erreichte Liestal die Wiederbewaffnung.
Als 1789 von Frankreich her der Ruf nach Freiheit und Gleichheit ertönte, verlangte Liestal als einzige Baselbieter Gemeinde 1790 die Wiederherstellung der alten Rechte. Begeistert feierte Liestal 1797 den durchreisenden Napoleon. «Liestal bien patriote» nannte er das Städtchen, das zum Mittelpunkt der Baselbieter Befreiungsbewegung wurde. Hier stand der erste Freiheitsbaum der deutschen Schweiz. Am 16. Januar 1798 zerrissen rebellische Liestaler die obrigkeitliche Fahne und hissten die Tricolore. Unter Führung Liestals erlangte das Baselbiet als erstes Untertanenland der Eidgenossenschaft die langersehnte Freiheit. Nach Napoleons Sturz bekam Liestal wieder die Vorherrschaft Basels zu spüren.
1830 sprang der Funke der französischen Julirevolution auch ins Baselbiet über. Im Liestaler Rathaus tagte eine provisorische Regierung. Liestal wurde schliesslich zum Hauptort des am 17. März 1832 in seinen Mauern gegründeten neuen Kantons. Siehe Basler Kantonstrennung. Noch lange Zeit prägte die revolutionäre Gesinnung die Politik Liestals, das im 19. Jahrhundert viele politische Flüchtlinge aufnahm. 1854 erhielt Liestal mit der Hauensteinlinie Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz; das war die Grundlage für seine Industrialisierung.
Liestal heute
Liestal ist eine Kleinstadt mit regionalen Zentrumsfunktionen und verfügt über eine kleine eigene Agglomeration, bestehend aus Frenkendorf, Füllinsdorf, Lausen, Bubendorf und Seltisberg. Liestals Bahnhof ist Ausgangspunkt diverser Buslinien und der Waldenburgerbahn in die Agglomeration sowie das mittlere Oberbaselbiet. Ebenfalls sind lokale, regionale und kantonale Schulen sowie die eidgenössische Zollschule in Liestal zu finden. Auf dem Bienenberg befindet sich das mennonitische Ausbildungs- und Tagungszentrum Bienenberg.
Als einziger dauernder militärischer Stützpunkt nördlich des Juras verfügt Liestal auch über eine ausserordentlich hohe Zahl an Gastwirtschaften. Zwei Kinos sowie eine kleine Kleintheaterszene sorgen für Unterhaltung. Als Sitz der kantonalen Verwaltung und vieler Schulen ist Liestal v. a. mittags stark durch Angestellte des öffentlichen Dienstes und Schüler geprägt.
Verkehr
Schienenverkehr
Liestal liegt an der internationalen Bahnlinie Köln – Basel – Chiasso – Mailand. Intercitys und Schnellzüge verbinden in kurzen Intervallen Liestal mit den wichtigsten Schweizer Städten sowie mit Mailand. Ebenfalls hält die Linie S3 der Regio S-Bahn Basel. Liestal ist auch seit 1880 Ausgangspunkt der Waldenburgerbahn.
Busse
Regionalbusse der Autobus AG Liestal (AAGL) erschliessen Liestals Agglomeration sowie das Tal nach Reigoldswil wie auch der Ergolz und dem Rhein entlang die Orte bis nach Basel. Postautos (Postbusse) verbinden das hügelige Hinterland mit Liestal.
Individualverkehr
Die Schnellstrasse J2 verbindet Liestal über Sissach mit der Autobahn A2 und bildet gleichzeitig ihre Ortsumgehung. Der Abschnitt Liestal – Augst (Anschluss A 2) ist gegenwärtig im Bau.
Brauchtum
Fasnacht
Die Liestaler Fasnacht ist sehr stark von der Basler Fasnacht geprägt, wenn auch mit viel Lokalkolorit. Sie beginnt von einigen Vorfasnachtsveranstaltungen abgesehen – dem alten Termin der „Burefasnacht“ folgend – am Sonntag vor dem Morgestraich der Basler Fasnacht mit einem grossen Strassenumzug. Dieser ist nach dem Cortège der Basler Fasnacht der grösste der Nordwestschweiz. Ein Konzert der verschiedenen Guggenmusiken am Vorabend verkürzt die Wartezeit bis zum Chienbäse. Am darauf folgenden Montag und Dienstag findet das Schnitzelbank-Singen statt, währenddessen der Mittwoch Nachmittag der Tag der Kinder ist, wiederum mit grossem Strassenumzug und Maskenball. Die Fasnacht wird am darauf folgenden Samstag sechs Tage nach Beginn der Fasnacht mit einem Guggekonzert beendet, dem sogenannten Cheruus (Kehraus).
Chienbäse
Am Abend des Fasnachtssonntags werden aus Föhrenscheiten gebundene «Besen» von 20–100 kg Gewicht brennend durch die Altstadt getragen. Höhepunkte des Umzugs sind Feuerwagen und eiserne Wagen, die mehrere Tonnen brennendes Holz tragen. Besonders hoch lodern die Flammen nach der Durchfahrt unter dem Obertor auf. Der Anlass zieht jeweils 30'000 bis 50'000 Zuschauer aus der ganzen Schweiz wie dem Ausland an.
Santichlaus-Ylüüte
Am 6. Dezember um 17 Uhr versammeln sich die Liestaler Kinder in der Allee. Der Umzug wird vom traditionellen Blauen Santichlaus angeführt. Ihm folgen – von grösseren Schulkindern auf den Köpfen getragen – farbig beleuchtete Yffeln und schliesslich hinter einer riesigen, am Joch getragenen Glocke die Kinderschar. Jedes Kind trägt eine Glocke. Am Ziel des Umzugs erhalten alle vom Chlaus einen duftenden Grättimaa (oder auch Grittibänz genannt).
Banntag
Wie in vielen Baselbieter Gemeinden gehört in Liestal der Banntag fest zum Jahresablauf. Am Montag vor Auffahrt ziehen die Männer von Liestal in vier Rotten aus, um die Grenzen der Gemeinde abzuschreiten. Als eine der letzten Gemeinden wird der Zug traditionell von Vorderladergeknalle begleitet. In den letzten Jahren entstand um diese Knallerei eine heftige Kontroverse inklusive juristischer Geplänkel. Aus Protest gegen den reinen Männer-Festtag zieht seit einigen Jahren eine fünfte Rotte vier Tage später, am Auffahrtstag, zum alternativen Familien-Banntag los.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
Abel Seyler (1730–1800), deutscher Schauspieler und Schauspieldirektor schweizer Herkunft
August Gysin (1816–1876), Politiker des Schweizer Kantons Basel-Landschaft
Carl Spitteler (1845–1924), Schweizer Dichter und Schriftsteller, Kritiker und Essayist
Wilhelm Eduard Brodtbeck (1873–1957), Schweizer Architekt
Arnold von Salis (1881–1958), Schweizer Archäologe
Otto Plattner (1886–1951), Schweizer Maler, Graphiker und Heraldiker
Matthias Gelzer (1886–1974), schweizerisch-deutscher Althistoriker
Max Gertsch (1893–1979), Schweizer Jurist und Schriftsteller
Hanny Christen (1899–1976), Schweizer Sammlerin von Volksmusik und volkskundlichem Material
Hans Rudolf Nebiker (1929–2008), Schweizer Politiker (SVP)
E. Y. Meyer (* 1946), Schweizer Schriftsteller
Markus Ramseier (* 1955), Schweizer Schriftsteller.
Adrian Knup (* 1968), ehemaliger Schweizer Fussballspieler
Tristan Rain (* 1972), Schweizer Künstler, Maler und Fotokünstler
Manu Hartmann (* 1973), Schweizer Musikerin, Songschreiberin und Sängerin Danny Exnar (* 1981), Schweizer Schauspieler
Philipp Degen (* 1983), Schweizer Fussballspieler
David Degen (* 1983), Schweizer Fussballspieler
Mit der Stadt verbunden
Emma Herwegh (1817–1904), deutsche Revolutionärin und Ehefrau des Revolutionsdichters Georg Herwegh, ist in Liestal an der Seite ihres Mannes begraben.
Georg Herwegh (1817–1875), sozialistisch-revolutionärer deutscher Dichter des Vormärz, ist in Liestal, „in freier republikanischer Erde“ begraben.
Joseph Victor Widmann (1842–1911), Schweizer Schriftsteller und Journalist, verbrachte seine Jugend im Pfarrhaus von Liestal.
Rolf Georg Otto (1924–2003), Schweizer Architekt, schuf zahlreiche moderne Bauten in und um Liestal.
Liestal ist der Hauptort des Schweizer Kantons Basel-Landschaft sowie des Bezirks Liestal. 17 km südöstlich von Basel gelegen ist sie Sitz kantonaler Behörden, Gerichte und Verwaltungen.
Geographie
Liestal liegt an der Ergolz, welche den Ort von Südosten nach Norden durchfliesst. Linke Zuflüsse in die Ergolz sind auf Liestaler Boden die Frenke, der Orisbach und der Rösernbach.
Von den 1821 ha Stadtbann sind 1077 Hektaren Wald. Der höchste Punkt Liestals liegt auf 614 m.ü.M. (Alti Stell, Aussichtsturm) und der tiefste auf 287 m.ü.M., wo die Ergolz im Niederschönthal den Stadtbann verlässt.
Zu den Nachbargemeinden zählen (von Norden im Uhrzeigersinn) Füllinsdorf, Arisdorf, Hersberg, Lausen, Bubendorf, Seltisberg, Nuglar-St.Pantaleon (Kanton Solothurn) und Frenkendorf.
Bevölkerung
Liestal hatte am 30. April 2007 insgesamt 13362 Einwohner mit folgenden Anteilen:
Ortsbürger: 2477
Schweizer: 7560
Ausländer: 3325
Das ergibt einen Ausländeranteil von rund 25 %.
Wohnbevölkerung:
Jahr Nummer
1900 5'403
1950 8'449
1980 12'158
1990 12'853
2000 12'930
aktuell 13'417
Religion
Kirchturm der StadtkircheTabelle der Konfessionszugehörigkeit in Prozent 2007:
evangelisch-reformiert 40,4
römisch-katholisch 26,7
christkatholisch 0,3
andere 15,0
konfessionslos 15,5
nicht bekannt 2,1
Politik
Stadtrat
Die Exekutive der Stadt Liestal ist der Stadtrat. Er besteht aus einem/r halbamtlichen Stadtpräsidenten/in und vier nebenamtlichen Mitgliedern. Diese stehen folgenden Bereichen (Ressorts) vor:
- Soziales/Gesundheit/Kultur
- Bildung
- Stadtbauamt
- Zentrale Dienste/Finanzen
- Betriebe
Alle vier Jahre wird der Stadtrat durch das Stimmvolk neu gewählt.
Einwohnerrat
In Liestal ersetzt der Einwohnerrat als Parlament der Gemeinde die Gemeindeversammlung. Auch dieser wird alle vier Jahre durch das Stimmvolk neu gewählt und besteht aus 40 Mitgliedern. Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem:
Beschlüsse über Gemeindeordnung und die Gemeindereglemente
- Ortsplanung
- Budget
- Finanzplan und Rechnung
- Ausgabenbeschlüsse ab einer bestimmten Höhe
- Oberaufsicht über den Stadtrat
Mit parlamentarischen Vorstössen (Motionen, Postulaten, Interpellationen und Kleinen Anfragen) können die Mitglieder, Fraktionen und Kommissionen des Einwohnerrats eigene Anliegen einbringen.
Der Einwohnerrat besteht momentan aus vier Kommissionen und einer Spezialkommission. Diese dienen zur Vorberatung der Geschäfte, sowie zur Ausübung der Oberaufsicht des Stadtrates. Die vier Kommissionen sind:
- Das Büro (zuständig für die organisatorischen Belange des Rates)
- Die Geschäftsprüfungskommission
- Die Finanzkommission
- Die Bau- und Planungskommission
Zehn mal jährlich tagt der Einwohnerrat im Landratssaal. Die Sitzungen sind öffentlich.
Wappen
Zur Zeit der bischöflichen Herrschaft (1305–1400) erhielt Liestal den Bischofsstab, den es wie das Bistum in roter Farbe führte. Besondere Kennzeichen waren die sieben gotischen „Krabben“ (Tupfen) und der rote Schildrand. Nach der Trennung beider Basel übernahm die Landschaft den roten Stab als Kantonswappen. Um Verwechslungen zu vermeiden, machte man in Liestal ein seit 1407 bekanntes Stadtsiegel 1921 zum offiziellen Stadtwappen: Die untere Hälfte ist rot, die obere silbern. Darauf ein wachsender roter Bischofsstab mit sieben gotischen Krabben. Flagge: weissrot.
Städtepartnerschaften
- Sacramento (Kalifornien)
- Onex (Kanton Genf)
- Waldkirch (Baden-Württemberg)
Wirtschaft
Frontansicht der Giesserei Erzenberg, links im Hintergrund die Kamine der ÖfenDas Wirtschaftsleben von Liestal ist geprägt durch die kantonale Verwaltung sowie durch die zahlreichen kleinen und mittleren Gewerbetreibenden und Unternehmen, die entweder die lokale Nachfrage bedienen oder aber als spezialisierte Zulieferer für grosse Unternehmen des Wirtschaftsraumes Nordwestschweiz produzieren. Als Produktionsstandort für klassische Industriegüter, vor allem Schwer- und Textilindustrie, spielte Liestal in früherer Zeit eine erhebliche Rolle (u.a. Hanro und Tuchfabrik Schild). Erhalten geblieben ist die Giesserei Erzenberg AG, einer der letzten schwerindustriellen Betriebe in der Schweiz. Die im Zentrum Liestals gelegene Brauerei Ziegelhof schloss dagegen 2006 nach 156 Jahren. In jüngerer Zeit haben sich einige Hightech-Unternehmen angesiedelt, so z.B. die Nanosurf AG, die am Mars-Programm Phoenix der NASA beteiligt ist.
Kunst und Kultur
Römerzeit
- Munzach (825 Munciacum), römischer Herrschaftssitz aus der Mitte des 1. Jahrhunderts. Die Grabungen von 1950 bis 1974 förderten einen mit Mosaiken und Heizungen reich ausgestatteten Herrensitz samt Landwirtschaftsbetrieb zutage (zurzeit wenig ansprechend; die Neugestaltung der Ruinenanlage ist in Planung).
- Römische Wasserleitung im Heidenloch und am Oberen Burghaldenweg
- Steinenbrüggli über die Frenke (vermutlich römisch)
Mittelalter
- Erhaltene Teile der Befestigungsanlagen: Das obere Tor (Törli Wahrzeichen), Thomasturm, Reste der Stadtmauer an der Büchelistrasse. Alte Stadtmühle (1422).
- Ehemaliges Korn- und Zeughaus (um 1530 erbaut) seit 1981 Kantonsmuseum mit Ausstellungen zur Naturkunde, zur Archäologie und Volkskunde sowie zur Seidenbandweberei.
- Rathaus (1568): Ratssaal mit Kabinettscheiben (16.–17. Jahrhundert);
- Burgunderschale, silberne, zum Teil vergoldete Schale Karls des Kühnen, die vom Liestaler Wirt Heinrich Strübin in der Schlacht von Nancy (1477) erbeutet wurde;
- Reformierte Stadtkirche (heutige Gestalt aus dem 16./17. Jahrhundert) mit frühgotischer Türe, Standesscheiben und Chorgestühl mit Flachschnitzerei von 1506.
- Ergolzhof Feldmühle
- Olsbergerhof (1571)
18. bis 21. Jahrhundert
- Hofgut Gräubern (1750).
- Kantonales Regierungsgebäude (Spätbarock 1770–79 und 1850) mit Landrats- und Regierungsratssaal.
- Fassadenmalereien des Rathausneubaus von 1937 und Wandgemälde im Lichthof von Otto Plattner;
- Kantonales Gerichtsgebäude, ehemals Gemeindeschulhaus
Palazzo beim Bahnhof, erbaut vom Architekten des Bundeshaus
- Römisch-katholische Kirche (1961).
- Kantonsbibliothek am Emma Herwegh-Platz 4 (renoviert und umgebaut 2005)
Museen und Denkmäler
- Dichtermuseum (Spitteler, Widmann, Herwegh).
- Museum.BL: Kantonsmuseum
- Harmonium-Museum (Grosse und bemerkenswerte Kollektion von über 100 noch spielbaren Harmonium-Instrumenten)
- Denkmäler für Georg Herwegh, Carl Spitteler
- Wehrmannsdenkmal von Jacob Probst[2]
Geschichte
An der Liestal-Hurlistrasse sind, neben einem Fund im Kanton Neuenburg, die ältesten Hinweise für die Anwesenheit der frühneolithischen La Hoguette Kultur in der Schweiz gefunden worden.
Obwohl vermutlich einiges älter, wurde Liestal erstmals 1225 urkundlich erwähnt. Beim oft zitierten Erstbeleg Lihstal von 1189 dürfte es sich nach neueren Erkenntnissen um ein gefälschtes Dokument aus späterer Zeit handeln. Für die Erklärung des Ortsnamens gibt es verschiedene Hypothesen: Liustatio, römischer Wachtposten zum Schutz der Strasse; Lucistabulum, Haus eines römischen Siedlers namens Lucius; Liubherestal, der Besitz eines Alemannen namens Liubirih; Lieschtal, der Ort, wo Liesche (Riedgras) wächst, wie zum Beispiel in der sumpfigen Gegend des späteren Weihers.
Die Gegend von Liestal war schon in vorrömischer Zeit besiedelt. Die römische Villa in Munzach und die römische Wasserleitung, die im Heidenloch und an der oberen Burghalde sichtbar ist, bilden gesamtschweizerisch bedeutende römische Bauwerke. Das Geviert des Kirchhofes geht mit grösster Wahrscheinlichkeit auf ein spätrömisches Kastell aus dem 4. Jahrhundert zurück. Seine Entwicklung verdankt Liestal seiner verkehrsgünstigen und strategisch wichtigen Lage an der Strassengabelung zu den beiden Hauensteinpässen.
Auf Burghalden thront eine erst partiell erforschte ausgedehnte Festungsanlage des 10. Jahrhunderts. Nach der Eröffnung des Gotthardpasses und nach dem Bau der ersten Rheinbrücke im nahen Basel wurde Liestal in der Mitte des 13. Jahrhunderts von den Grafen von Frohburg zur befestigten Stadt und damit zum sicheren Etappenort an der Nord-Süd-Route gemacht. Liestal wurde mit Mauern, Toren und Türmen versehen. Der Markt wurde vom offenen «Altmarkt» in der Nähe des Zusammenflusses von Ergolz und Frenke in die sicherere Stadt verlegt. 1305 verkauften die Grafen von Frohburg die Stadt an den Bischof von Basel. Unter der Herrschaft des Bischofs erlangten die Liestaler weitgehende Selbständigkeit. 1374 verpfändete der Bischof von Basel Liestal mit Waldenburg und Homburg dem Herzog Leopold von Österreich, der sie bald den Grafen von Thierstein überliess. Als diese 1381 das Pfand nicht zurückgeben wollten, nahm Herzog Leopold Liestal ein und verbrannte das Städtchen. Doch schon im selben Jahr löste der Bischof das Pfand wieder ein und gewährte Liestal neue Rechte. 1400 kaufte die aufstrebende Handelsstadt Basel dem Bischof das Städtchen ab. Freiheiten und Vorrechte gingen wieder verloren und konnten erst im Laufe der Zeit wieder zurückerobert werden.
Der freiheitsliebende und wehrhafte Geist Liestals verwickelte die Bewohner des Städtchens immer wieder in kriegerische Auseinandersetzungen. Als Untertanen der Stadt Basel waren die Liestaler 1444 mit ihrem eigenen Banner bei St. Jakob an der Birs dabei, wo sie 23 Mitbürger verloren. 1476 und 1477 kämpften Liestaler in den Burgunderkriegen. Entgegen dem strikten Neutralitätsbefehl der Stadt Basel unterstützten die Liestaler 1499 im Schwabenkrieg die Solothurner und die Eidgenossen. 1501 legte der Schultheiss von Liestal auf dem Basler Marktplatz im Namen seiner Mitbürger und Nachbardörfer den Eid auf den Schweizerbund ab. Es kam immer wieder zu Scharmützeln mit den habsburgischen Rheinfeldern. Liestal rebellierte immer wieder gegen die Bevormundung durch Basel, das seine Vormacht wenn nötig auch mit Gewalt durchsetzte. Unter dem Eindruck des süddeutschen Bauernkrieges erhoben sich Anfang des 16. Jahrhunderts auch die Baselbieter erfolgreich gegen die Stadt Basel.
Liestal erhielt 1525 einen Freiheitsbrief, der unter anderem die Leibeigenschaft aufhob. Wenig später schloss sich Liestal auch der Reformation an. Im 17. Jahrhundert beteiligten sich die Liestaler an der schweizerischen Bauernbewegung und revoltierten wieder gegen die Vorherrschaft Basels. Der Aufstand scheiterte. Liestal wurde 1653 von Basler Truppen besetzt, und drei Liestaler Rädelsführer wurden in Basel enthauptet. Schon drei Jahre später erreichte Liestal die Wiederbewaffnung.
Als 1789 von Frankreich her der Ruf nach Freiheit und Gleichheit ertönte, verlangte Liestal als einzige Baselbieter Gemeinde 1790 die Wiederherstellung der alten Rechte. Begeistert feierte Liestal 1797 den durchreisenden Napoleon. «Liestal bien patriote» nannte er das Städtchen, das zum Mittelpunkt der Baselbieter Befreiungsbewegung wurde. Hier stand der erste Freiheitsbaum der deutschen Schweiz. Am 16. Januar 1798 zerrissen rebellische Liestaler die obrigkeitliche Fahne und hissten die Tricolore. Unter Führung Liestals erlangte das Baselbiet als erstes Untertanenland der Eidgenossenschaft die langersehnte Freiheit. Nach Napoleons Sturz bekam Liestal wieder die Vorherrschaft Basels zu spüren.
1830 sprang der Funke der französischen Julirevolution auch ins Baselbiet über. Im Liestaler Rathaus tagte eine provisorische Regierung. Liestal wurde schliesslich zum Hauptort des am 17. März 1832 in seinen Mauern gegründeten neuen Kantons. Siehe Basler Kantonstrennung. Noch lange Zeit prägte die revolutionäre Gesinnung die Politik Liestals, das im 19. Jahrhundert viele politische Flüchtlinge aufnahm. 1854 erhielt Liestal mit der Hauensteinlinie Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz; das war die Grundlage für seine Industrialisierung.
Liestal heute
Liestal ist eine Kleinstadt mit regionalen Zentrumsfunktionen und verfügt über eine kleine eigene Agglomeration, bestehend aus Frenkendorf, Füllinsdorf, Lausen, Bubendorf und Seltisberg. Liestals Bahnhof ist Ausgangspunkt diverser Buslinien und der Waldenburgerbahn in die Agglomeration sowie das mittlere Oberbaselbiet. Ebenfalls sind lokale, regionale und kantonale Schulen sowie die eidgenössische Zollschule in Liestal zu finden. Auf dem Bienenberg befindet sich das mennonitische Ausbildungs- und Tagungszentrum Bienenberg.
Als einziger dauernder militärischer Stützpunkt nördlich des Juras verfügt Liestal auch über eine ausserordentlich hohe Zahl an Gastwirtschaften. Zwei Kinos sowie eine kleine Kleintheaterszene sorgen für Unterhaltung. Als Sitz der kantonalen Verwaltung und vieler Schulen ist Liestal v. a. mittags stark durch Angestellte des öffentlichen Dienstes und Schüler geprägt.
Verkehr
Schienenverkehr
Liestal liegt an der internationalen Bahnlinie Köln – Basel – Chiasso – Mailand. Intercitys und Schnellzüge verbinden in kurzen Intervallen Liestal mit den wichtigsten Schweizer Städten sowie mit Mailand. Ebenfalls hält die Linie S3 der Regio S-Bahn Basel. Liestal ist auch seit 1880 Ausgangspunkt der Waldenburgerbahn.
Busse
Regionalbusse der Autobus AG Liestal (AAGL) erschliessen Liestals Agglomeration sowie das Tal nach Reigoldswil wie auch der Ergolz und dem Rhein entlang die Orte bis nach Basel. Postautos (Postbusse) verbinden das hügelige Hinterland mit Liestal.
Individualverkehr
Die Schnellstrasse J2 verbindet Liestal über Sissach mit der Autobahn A2 und bildet gleichzeitig ihre Ortsumgehung. Der Abschnitt Liestal – Augst (Anschluss A 2) ist gegenwärtig im Bau.
Brauchtum
Fasnacht
Die Liestaler Fasnacht ist sehr stark von der Basler Fasnacht geprägt, wenn auch mit viel Lokalkolorit. Sie beginnt von einigen Vorfasnachtsveranstaltungen abgesehen – dem alten Termin der „Burefasnacht“ folgend – am Sonntag vor dem Morgestraich der Basler Fasnacht mit einem grossen Strassenumzug. Dieser ist nach dem Cortège der Basler Fasnacht der grösste der Nordwestschweiz. Ein Konzert der verschiedenen Guggenmusiken am Vorabend verkürzt die Wartezeit bis zum Chienbäse. Am darauf folgenden Montag und Dienstag findet das Schnitzelbank-Singen statt, währenddessen der Mittwoch Nachmittag der Tag der Kinder ist, wiederum mit grossem Strassenumzug und Maskenball. Die Fasnacht wird am darauf folgenden Samstag sechs Tage nach Beginn der Fasnacht mit einem Guggekonzert beendet, dem sogenannten Cheruus (Kehraus).
Chienbäse
Am Abend des Fasnachtssonntags werden aus Föhrenscheiten gebundene «Besen» von 20–100 kg Gewicht brennend durch die Altstadt getragen. Höhepunkte des Umzugs sind Feuerwagen und eiserne Wagen, die mehrere Tonnen brennendes Holz tragen. Besonders hoch lodern die Flammen nach der Durchfahrt unter dem Obertor auf. Der Anlass zieht jeweils 30'000 bis 50'000 Zuschauer aus der ganzen Schweiz wie dem Ausland an.
Santichlaus-Ylüüte
Am 6. Dezember um 17 Uhr versammeln sich die Liestaler Kinder in der Allee. Der Umzug wird vom traditionellen Blauen Santichlaus angeführt. Ihm folgen – von grösseren Schulkindern auf den Köpfen getragen – farbig beleuchtete Yffeln und schliesslich hinter einer riesigen, am Joch getragenen Glocke die Kinderschar. Jedes Kind trägt eine Glocke. Am Ziel des Umzugs erhalten alle vom Chlaus einen duftenden Grättimaa (oder auch Grittibänz genannt).
Banntag
Wie in vielen Baselbieter Gemeinden gehört in Liestal der Banntag fest zum Jahresablauf. Am Montag vor Auffahrt ziehen die Männer von Liestal in vier Rotten aus, um die Grenzen der Gemeinde abzuschreiten. Als eine der letzten Gemeinden wird der Zug traditionell von Vorderladergeknalle begleitet. In den letzten Jahren entstand um diese Knallerei eine heftige Kontroverse inklusive juristischer Geplänkel. Aus Protest gegen den reinen Männer-Festtag zieht seit einigen Jahren eine fünfte Rotte vier Tage später, am Auffahrtstag, zum alternativen Familien-Banntag los.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
Abel Seyler (1730–1800), deutscher Schauspieler und Schauspieldirektor schweizer Herkunft
August Gysin (1816–1876), Politiker des Schweizer Kantons Basel-Landschaft
Carl Spitteler (1845–1924), Schweizer Dichter und Schriftsteller, Kritiker und Essayist
Wilhelm Eduard Brodtbeck (1873–1957), Schweizer Architekt
Arnold von Salis (1881–1958), Schweizer Archäologe
Otto Plattner (1886–1951), Schweizer Maler, Graphiker und Heraldiker
Matthias Gelzer (1886–1974), schweizerisch-deutscher Althistoriker
Max Gertsch (1893–1979), Schweizer Jurist und Schriftsteller
Hanny Christen (1899–1976), Schweizer Sammlerin von Volksmusik und volkskundlichem Material
Hans Rudolf Nebiker (1929–2008), Schweizer Politiker (SVP)
E. Y. Meyer (* 1946), Schweizer Schriftsteller
Markus Ramseier (* 1955), Schweizer Schriftsteller.
Adrian Knup (* 1968), ehemaliger Schweizer Fussballspieler
Tristan Rain (* 1972), Schweizer Künstler, Maler und Fotokünstler
Manu Hartmann (* 1973), Schweizer Musikerin, Songschreiberin und Sängerin Danny Exnar (* 1981), Schweizer Schauspieler
Philipp Degen (* 1983), Schweizer Fussballspieler
David Degen (* 1983), Schweizer Fussballspieler
Mit der Stadt verbunden
Emma Herwegh (1817–1904), deutsche Revolutionärin und Ehefrau des Revolutionsdichters Georg Herwegh, ist in Liestal an der Seite ihres Mannes begraben.
Georg Herwegh (1817–1875), sozialistisch-revolutionärer deutscher Dichter des Vormärz, ist in Liestal, „in freier republikanischer Erde“ begraben.
Joseph Victor Widmann (1842–1911), Schweizer Schriftsteller und Journalist, verbrachte seine Jugend im Pfarrhaus von Liestal.
Rolf Georg Otto (1924–2003), Schweizer Architekt, schuf zahlreiche moderne Bauten in und um Liestal.